»Reisenden, die ihren Weg über die Strecke Kalberstadt-Kaffingen nehmen, wird hiermit dringend empfohlen, in Güllen nicht auszusteigen. Das Güllener Wirtschaftswunder mit seinem kulturellen Aufschwung und seinem ganzen Wohlstand beruht auf einem Mord, verübt von den Einwohnern des freundlichen Städtchens an ihrem 65jährigen Mitbürger Alfred Ill, welcher nicht besser und nicht schlechter war als sie. Er hatte nur das Pech, vierzig Jahre zuvor an eine junge Güllnerin namens Kläri Wäscher zu geraten, die nachmals, von ihm geschwängert und sitzengelassen, in die Welt hinausging und dort zur Multimillionärin Claire Zachanassian wurde. Als solche erscheint sie jetzt wieder in Güllen und wünscht, daß Alfred Ill getötet werde …
Es ist durchaus ein Besuch aus dem Diesseits, der in Güllen eintrifft. Es ist die alte Dame Koruption, die sich am Schluß des ersten Aktes mit einem teuflisch siegessicheren ›Ich warte!‹ ins Hotel zurückzieht, es ist die alte Dame Versuchung, die alte Dame Spekulation auf menschliche Gier – auf die menschliche Bereitschaft, sich auch an Unmenschliches und als unmenschlich Erkanntes zu gewöhnen. Und die Reaktion der Güllener Bürger ist die virulent gewordene Ausrede für diese Bereitschaft.« Friedrich Torberg, Neuer Kurier, Wien
»Eines der anregendsten und fesselndsten aller Stücke, die seit dem Zweiten Weltkrieg geschrieben worden sind.« The New York Times
Autoren: Friedrich Dürrenmatt
Verlag: Diogenes
Ausgabe 1998 (Erstveröffentlichung 1956, Schweiz, Neufassung 1980)
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